„Bleiben ist das Abenteuer“
„Ich bin die Schwierigkeit in Person“, schrieb sie über sich selbst, als „unruhiges, ungehorsames und verstocktes Frauenzimmer“ bezeichnete sie einst ein Kirchenmann. Viele Jahre zweifelte Teresa von Avila an ihrer Entscheidung, ins Kloster zu gehen. Aus der Erfahrung der Nähe Gottes aber schöpfte sie später Zuversicht und Kraft und gründete vor über 500 Jahren - auch gegen viele Widerstände – mehr als 30 Klöster und reformierte das Ordensleben auf der iberischen Halbinsel. Ihre Spiritualität inspiriert Menschen noch immer und ihr Vorbild ist heute aktueller denn je. Vielleicht gerade deshalb haben Gläubige aus Hochheim am Main, Wicker, Weilbach und Flörsheim die Heilige, die als erste Frau zur katholischen Kirchenlehrerin ernannt wurde, zu ihrer Patronin genommen und die neue Pfarrei St. Teresa am Main mit Sitz in Flörsheim gegründet. Weihbischof Dr. Thomas Löhr feierte am Sonntag, 29. Januar 2023, den Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul in Hochheim gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden und katholischen Gruppen. Dabei überreichte er die Gründungsurkunde der neuen Pfarrei und ernannte Friedhelm Meudt zum neuen Pfarrer.
Eine faszinierende Patronin
„Sie haben eine faszinierende Patronin ihrer Pfarrei. Sie werden nie an ein Ende kommen, wenn Sie auf ihre Schriften und ihr Glaubenszeugnis hören und ihr Leben betrachten“, sagte Weihbischof Löhr in seiner Predigt. „Laden Sie Teresa oft zu sich ein! Bleiben Sie mit ihr im Gespräch. Das wird nicht immer bequem sein. Aber dafür ist es umso spannender und wird Ihre Gemeinde lebendig halten“, betonte er. Die Heilige habe aus einer lebendigen und tiefen Gottesbeziehung gelebt und sei im Gebet versunken gewesen. Diese Innerlichkeit im Gebet habe aber nicht dazu geführt, dass sie sich dem Leben und dem Nächsten verschlossen habe, sondern dazu, dass sie ein Leben für andere lebte. „In dieser Haltung setzte sie sich für die Schwachen in der Gesellschaft ein. Sie redete auch mit den Mächtigen und politisch Verantwortlichen ihrer Zeit und redete ihnen ins Gewissen, wenn sie nicht gerecht waren und die Armen verachteten.“ Aus dieser Innerlichkeit des Gebetes und in der praktischen Nähe zu den Menschen sei eine Kirche entstanden, die an der Seite der Armen und Schwachen stehe.
Wer in Christus bleibt, kann Frucht bringen
Der Weihbischof bat die Gläubigen der neuen Pfarrei, wie Teresa von Avila auf Christus zu setzen: Wer in Christus bleibe, könne Frucht bringen. Das gelte besonders in Zeiten der Veränderung. „Was bleibt? Die Zusage Jesu lautet: Er bleibt. Wir dürfen im Glauben gewiss sein: Du, Jesus, bleibst. Du, Jesus, bist der Grund, aus dem ich lebe.“ Angesichts der vielen Krisen, die Welt und Kirche erschütterten, liege es manchmal nahe, weglaufen zu wollen. „Gründe gäbe es genug: Der Krieg in der Ukraine. Die Energiekrise. Die Wirtschaftskrise. Die Klimakrise. Die Krise in der Kirche aufgrund der schrecklichen Taten sexualisierter Gewalt. Die Streitigkeiten in der Kirche. Und in manchen Familien gibt es noch sehr viel mehr. Bleiben, nicht davonlaufen. Bleiben ist das Abenteuer.“
Vieles muss noch zusammenwachsen
Pfarrer Friedhelm Meudt erinnerte an den Beginn des Pfarreiwerdungsprozess im Jahr 2019. „Jeder Weg, und sei er noch so weit, beginnt mit dem ersten Schritt“, habe er damals gesagt. Jetzt sei die Pfarreiwerdung formal abgeschlossen. Dennoch müsse jetzt noch vieles zusammenwachsen. „Machen wir uns auf“, rief er die Gläubigen der neuen Pfarrei auf. „Ich bitte um Ihr Wohlwollen und sympathische Mitbegleitung.“ Dabei verwies er auch auf die sechs Kerzen, die beim Gründungsgottesdienst entzündet wurden. Sie seien nicht nur Schmuck, sondern Symbole dafür, wo das Leben der Pfarrei stattfinde. Alle Kirchorte seien in Christus verbunden.
Als Christen erkennbar bleiben
„Mit dem heutigen Gründungsgottesdienst ist der Prozess der Pfarreiwerdung abgeschlossen. Viele werden sagen: Gott sei Dank“, sagte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Dr. Ludwig Kuhlmann. Im Rahmen der Pfarreiwerdung sei viel diskutiert worden, zum Teil auch sehr kontrovers. Zugleich sei es mit der Gründungsurkunde gelungen, das zukünftige Engagement der Pfarrei auf ein gutes Fundament zu stellen. „Ich sehe es als Aufgabe jedes Christen an, dass wir erkennbar bleiben.“ Dabei erinnerte er auch an zwei Aussagen der Heiligen Teresa. „Der Herr sieht nicht so sehr auf die Größe der Werke, sondern auf die Liebe, mit der sie getan wurden.“ Und: „Gott will, dass der Mensch Spaß hat.“
Pfarrei besteht aus sechs Kirchorten
Die Pfarrei St. Teresa am Main mit Sitz in Flörsheim besteht aus den Kirchorten St. Gallus und St. Josef in Flörsheim, St. Katharina in Wicker, Maria Himmelfahrt in Weilbach sowie St. Bonifatius und St. Peter und Paul in Hochheim. Zusammen mit vier weiteren Pfarreien gehört St. Teresa am Main zu den letzten Pfarreien neuen Typs, die im Bistum Limburg gegründet werden. Der Prozess, bei dem aus mehr als 300 früheren kleineren Pfarreien 47 Pfarreien neuen Typs errichtet werden, ist in diesem Jahr abgeschlossen. 2010 hatte der damalige Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Neuordnung der Seelsorge beschlossen. 2012 wurden die ersten Pfarreien errichtet.